Hitdorfer Tabakgeschichte

nach Recherchen von Bernd Bilitzki

Irgendwie passt alles zusammen bei den Hitdorfern: Tabak, Streichhölzer und Bier. Die drei wichtigen Industrien der kleinen Stadt am Rhein. Zigarren fallen dem Neubürger von Hitdorf wahrscheinlich nicht als erstes ein, wenn er sich aufmacht, um seine neue Heimat zu erkunden. Da würde ihm vermutlich zuerst Kuba und einige andere karibische Länder einfallen. Aber man verkennt sie eben, die Talente der alten Hitdorfer.

Begonnen hatte alles, als Peter Dorff, größter Landbesitzer in Hitdorf, im Jahr 1765 Fabrikationshallen an der Langenfelder Straße und an der heutigen Hitdorfer Straße aufbaute.  Aus alten Geschäftsbüchern und Lieferpapieren kann man sehen, dass er offenbar die Tabakpflanzen per Schiff bekam. Es ist von beträchtlichen Liefermengen die Rede. So waren es  1844 zum Beispiel 92 Ballen Tabakblätter mit einem Gewicht von 506 Zentnern. Eine andere Lieferung wog 192 Zentner. Die Geldüberweisung von 16.500 Gulden sind ein Indiz dafür, woher die Lieferungen stammten.
Peter Dorff hielt sein kleines Imperium über drei Generationen in der Familie bis es an den ebenfalls in Hitdorf ansässigen Zigarrenfabrikanten Lorentz Cremer verkauft wurde. Der machte dann Hitdorf zu einer wichtigen Zigarrenfabrikation. 80 Mitarbeiter beschäftigte die Firma in ihren Blütezeiten. Doch der erste Weltkrieg forderte auch hier seine Opfer. Es fehlte das Personal. In der nahen Großindustrie waren wohl die Beschäftigungsbedingungen besser. Inzwischen war der Schwiegersohn Cremers, Hubert Freiburg in die Fabrik eingestiegen. Sein Sohn, Lorenz kaufte eine weitere Fabrik in Hemsbach an der Weinstraße und verlagerte in der Folge die gesamte Produktion dorthin.

Aber wie so oft im Leben, man ist nie so ganz allein. Natürlich gab es auch Konkurrenz: Da ist vor allem die Tabak- und Zigarrenfabrik Caspers-Neehs zu nennen, die 1796 in Hitdorf an der Rheinstraße gegründet wurde. Die Familie Neehs, die in Köln einen bekannten Namen als Händler und Tabakfabrikanten hatte, engagierten sich auch in Hitdorf mit ihrer sozialen Einstellung für Ihre Mitarbeiter.  Zeugnis legen die 1910 gebauten Casper-Hüser ab. Aber auch die Firma Caspers-Neehs musste sich nach dem ersten Weltkrieg verkleinern. Zur endgültigen Schließung kam es 1953.

Vollständigkeitshalber sollten noch vier kleinere Zigarrenfabrikationen in Hitdorf genannt werden:
Die Tabak- und Zigarrenfabriken der Familien Behrens, Gerits, Piel und Schweitzer.
Sie alle erlangten aber nicht mehr die Bedeutung von Dorff / Cremers und Freiburg bzw. Caspers / Neehs.

Zweihundert Jahre hat die Hitdorfer Tabakgeschichte gedauert bis sie 1964 mit der Schließung der letzten Fabrik endete.